Amazon startet die 1-Stunden Lieferung in Europa mit Amazon Prime Now
Der in den USA beheimatete Versandhändler hatte bereits Anfang des Jahres auf die Lieferung bis zum nächsten Tag („Amazon Prime“) mit Amazon Prime Now noch einen draufgesetzt. Ab sofort ist es in Teilen Londons möglich sich ein ausgewähltes Sortiment innerhalb von einer Stunde liefern zu lassen.
Und wieder einmal ändert Amazon die Spielregeln. Was regionale Services wie der Bringdienst in ihrem Umfeld mehr oder minder zuverlässig hinkriegen, plant Amazon jetzt im größeren Stil auszurollen – die Lieferung innerhalb von 60 Minuten. Voraussichtlich werden solche utopischen Lieferzeiten zwar nur in Ballungszentren für ein akzeptables Sortiment verfügbar sein – eine bequeme und komfortable Möglichkeit für den Kunden ist es aber alle mal.
Neben der 1-hour-delivery hat der Besteller zukünftig je nach Region noch folgende weitere Lieferzeiten als Option:
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- 1-hour-delivery
- 2-hour delivery
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- Same-day-delivery (von 8:00 bis 24:00 Uhr)
Für 1-hour-delivery und 2-hour-delivery verlangt der Versandriese Zuschläge: Die 1-hour-delivery kostet beispielweise 6,99 Pfund. Die same-day-delivery wird sogar als versandkostenfrei beworben und das alles gibt es dann auch noch 7 Tage die Woche.
Der Erfolg hängt am Fulfillment
Dass die Waschmaschine oder der Kühlschrank innerhalb von einer Stunde direkt vor die Haustür geliefert wird, ist in der Pre-Dronen-Ära noch mehr als utopisch, aber dennoch zeigt Amazon damit deutlich die Strategie auf.
Um zukünftig den Dienst möglichst flächendeckend anbieten zu können, muss der stationäre Handel eingebunden werden und faktisch das Amazon Lager stellen. Mit Sicherheit wird es in Mecklenburg-Vorpommern schwieriger ein attraktives Sortiment anzubieten als in einem Ballungszentrum wie dem Ruhrpott, dennoch wird letztendlich der Erfolg von Amazons Strategie in den nächsten 3 Jahren signifikant davon abhängen ob sich genug Einzelhändler auf Amazon einlassen.
Für den möglichen Erfolg der Strategie kann sprechen, dass es als Partner mehr als bequem ist, sein Sortiment einfach via EAN in das Amazon-Konto einpflegen zu können und im besten Falle mit der Produktpflege nichts mehr zu tun zu haben. Auf der anderen Seite reißen die Schlagzeilen vom wenig zimperlichen Umgang des Milliarden-Konzerns mit den Handelspartnern einfach nicht ab.
Ein anderes denkbares Szenario wäre, dass Amazon (wie auch jetzt schon), im Hintergrund fleißig Marktdaten pro Region sammelt und ab einer bestimmten Größe des Einzugsbereichs kleine durchstandardisierte Lager aufbaut.
Klingt utopisch? Naja… 1-hour-delivery…
Kaufverhalten von Kunden
Fest steht, dass die Möglichkeit Produkte immer schneller und bequemer vor die Haustür geliefert zu bekommen, immer weiter das Einkaufsverhalten ändert. 2014 lag der Online Anteil beim Einzelhandelsumsatz „nur“ bei 11,1% (Quelle: Statista) bzw. 7,7% beim Gesamthandelsvolumen – 2-stellige Wachstumsraten sind so gut wie sicher. Bis 2020 scheinen die 20% Onlineanteil am Einzelhandelsvolumen nicht sonderlich unwahrscheinlich.
Digitale Shopping Mall – stationärer Handel kann profitieren
Will man seine Existenz nicht in die Hände eines – manchmal schon zu sehr – kundenorientierten Konzerns legen, haben Ballungszentren eine echte Chance durch eigene Market-Places gegen den Wettbewerbsdruck von Amazon anzukommen. Wenn die Produkte sowieso schon regional verfügbar sind, warum dann nicht auch regional sichtbar machen?
Attraktiver von der Marge her ist das allemal und man läuft nicht Gefahr, dass die Handelsplattform von heute auf morgen auf einmal selber die Produkte einkauft und vertreibt. Ob es realistisch ist bei so vielen unterschiedlichen Interessen auf ein (für den Kunden) annehmbares Ergebnis zu kommen, bleibt abzuwarten. Deutsche Projekte wie Onlinecity-Wuppertal, sind schon mal der erste Schritt in die richtige Richtung.
Es kann doch außerdem für den regional aktiven Einzelhandel keine Option sein, bei der Lieferung in die unmittelbare Nachbarschaft das Nachsehen gegen einen internationalen Konzern zu haben – und das Feld kampflos zu räumen?!
Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit
Ob Amazon den neuen Service „Amazon Prime Now“ wirklich flächendeckend ausrollen kann und eine zuverlässige Lieferung gestemmt bekommt, traut man dem Konzern im ersten Moment zu, ob sich das rechnet und ob der gesetzliche Rahmen in Deutschland (Stichwort: Mindestlohn) ein solches Modell überhaupt zulässt, werden wir voraussichtlich in 2016 erleben.
Hier noch das offizielle Werbe-Video: