Teil 2: Online-Zahlungsarten – Sicht der Kunden und Online-Händler

03.05.2013 von Jens Martin Baumgartner

Kauf auf Rechnung, PayPal, Vorkasse, Lastschrift, Amazon-Payments und viele mehr: Auf dem Markt hat sich bereits eine Vielzahl verschiedener Online-Zahlungsarten etabliert. Im ersten Teil Zahlungsarten – die wichtigsten im Überblick wurden einige bereits ausführlich beschrieben. Nur kann ein Online-Händler, aufgrund der Kosten, dem Kunden nicht alle auf den Markt verfügbaren Online-Zahlungsarten zur Verfügung stellen. Nicht jede Zahlungsart wird von den Konsumenten akzeptiert und als vertrauenswürdig eingestuft.

Die Ergebnisse unterschiedlicher Studien zeigen, dass vor allem in der Bewertung einzelner Zahlungsarten die Meinungen zwischen Konsumenten und Händlern auseinander gehen.

So wird der Rechnungskauf aus der Sicht der Konsumenten als sehr sicher wahrgenommen, doch aus Händlersicht birgt diese Zahlungsart ein hohes Risiko an Zahlungsausfällen. Die händlerfreundliche Vorkasse hingegen erfreut sich bei Kunden geringer Beliebtheit. Auf diese ECC-Studie zu Online-Zahlungsarten gehen wir im Folgenden weiter ein.

Zudem wird das elektronische Lastschriftverfahren im Februar 2014 abgeschafft und durch das SEPA-Lastschriftverfahren ersetzt. Was bedeutet das für Unternehmen? Das wird ebenfalls kurz erläutert.

Online-Zahlungsarten aus Sicht der Konsumenten

Das E-Commerce-Center Köln (ECC Köln) hat in Zusammenarbeit mit der SCHUFA Holding AG von Dezember 2012 bis Januar 2013 eine Online-Konsumentenbefragung über die Nutzung und Bewertung der Zahlungsarten im Online-Handel durchgeführt. Es wurden 503 Internetnutzer (internetrepräsentative Gruppe), die schon einmal online gekauft haben, und 492 Smartphone-Besitzer unter 30 Jahren (Early Adopter) zu ihrem Nutzungsverhalten befragt. Die größte Altersgruppe in der Stichprobe der Internetnutzer bildeten die 20- bis 59-Jährigen, bei den „frühzeitigen Anwendern“ die 20- bis 29-Jährigen. Das Geschlecht war bei beiden Gruppen ungefähr gleich verteilt, mit einem leicht erhöhten Anteil männlicher Personen bei den Internetnutzern und einen leicht erhöhten Anteil weiblicher Personen bei den Early Adopters.

1. Nutzung verschiedener Zahlungsarten im Online-Handel

Regelmässige Nutzung von Zahlungsmethoden

Die Zahlungsarten Rechnungskauf (69,1%), PayPal (67,4%), Kreditkarte (56,3%), und Lastschrift (52,5%) werden von den befragten Verbrauchern am häufigsten genutzt. Die Zahlungsart „Auf Rechnung“ wird bei den Verbrauchern, inbesondere den weiblichen Befragten, am häufigsten verwendet. Drei Viertel der Frauen nutzen die Zahlungsart Rechnung regelmäßig, während die Männer eher die Zahlung per PayPal und Kreditkarte anderen Zahlungsarten vorziehen. Besonders bei den Early Adopters ist PayPal sehr beliebt. Das Lastschriftverfahren (67,5%) wird sehr stark von den Early Adopters genutzt und könnte darauf hin deuten, dass zukünftig der Zahlungsart Lastschrift eine höhere Bedeutung zukommen wird. Lediglich jeder Vierte (26,5%) der Internetnutzer bezahlt regelmäßig per Vorkasse.

2. Beurteilung von Zahlungsarten

Beurteilung_von_Zahlungsmethoden

Die Eigenschaft „Sicherheit“ ist den Verbrauchern am wichtigsten (37,1% der Internetnutzer, 29,6 % der Early Adopter), „Schnelligkeit der Zahlungsabwicklung“ und „Bequemlichkeit“ liegen auf den Plätzen dahinter.

Aus der Befragung geht auch hervor, dass den Early Adopters „Sicherheit“ deutlich weniger wichtig bei der Auswahl der Zahlungsart ist als den Internetnutzern. Ein Grund dafür könnte darin liegen, dass die auch als „Digital Natives“ bezeichnete Gruppe mit der Online-Zahlung und dem Kauf gelassener umgeht. In der Zukunft ist zu erwarten, dass die wachsende Nutzerfahrung Sicherheits- und Vertrauensaspekte in den Hintergrund drängt, und die bequeme Bedienung und schnelle Abwicklung einer Zahlungsart stärker in den Fokus rücken.

3. Zukünftige Nutzung von Online-Zahlungsarten

Laut der ECC-Studie wird die Rechnung auch in Zukunft ein beliebte und häufig eingesetzte Zahlungsart sein. 35,2 % werden in den kommenden zwei Jahren noch häufiger auf diese Zahlungsart zurückgreifen, ebenfalls werden PayPal und die Kreditkarte stärker genutzt werden (65,9 % bzw. 50,2 %).

Amazon Payments, als vergleichsweise neue Online-Zahlungsart, schneidet in der Studie besonders gut ab. 36,4 Prozent der Internetnutzer und sogar 43,7 Prozent der Early Adopters können sich zukünftig eine stärkere Nutzung vorstellen. Auch die Zahlungsart Lastschrift wird vor allem bei letzteren immer beliebter.

Online-Zahlungsarten aus Sicht der Händler

angebotene_Zahlungsmethoden_der_Unternehmen

Eine andere Studie des E-Commerce-Centers Handel zeigt die Internet-Zahlungsarten aus Sicht der Händler. 619 Mitarbeiter von Unternehmen sowie Selbständige, die ihre Produkte über das Internet vertreiben, wurden online anonym befragt.

Die wichtigsten Ergebnisse:

1. Im Durchschnitt bieten Händler zwischen fünf und sechs Zahlungsarten an. Die Tendenz geht dahin, mehr Zahlungsmethoden anzubieten. Besonders die Kreditkarte sowie neuere Zahlungsarten wie Giropay, Sofortüberweisung.de und Amazon Payments profitieren davon.

2. Zahlungsarten in Bezug zum Umsatz: Bei einer marktbezogenen Betrachtung kommen die klassischen Zahlungsarten „Rechnung“ und „Vorkasse“ auf einen Umsatzanteil von 45 %. PayPal konnte mit über 12 % Zuwachs seinen Anteil am Umsatz der Händler deutlich steigern. Die Zahlungsarten Lastschrift, Nachnahme und Kreditkarte generierten Marktanteile zwischen vier und acht Prozent. Ebenfalls konnten die Online-Zahlungsarten Amazon Payments (2,4%) und Sofortüberweisung.de (3,8%) an Marktanteil gewinnen.

3. Die wichtigsten Eigenschaften einer Zahlungsart sind aus Sicht der Unternehmen eine hohe Nutzungsmöglichkeit durch Kunden und ein geringes Risiko für den Händler selbst.

4. Aus der Studie geht weiter hervor, dass Händler durch die Einführung neuer Zahlungsarten (zusätzlich zu den bisher angebotenen Zahlungsarten) ihre E-Commerce-Umsätze erhöht haben. Insbesondere bei der Einführung der Zahlungsarten Amazon Payments, PayPal, Rechnung sowie Kreditkarte konnten Umsatzzuwächse von 10 – 22 % verzeichnet werden.

5. Nach Schätzung der befragten Händler hat die Einführung einer zusätzlichen Online-Zahlungsart den Neukundenanteil um bis zu 24,8 % gesteigert, besonders die Einführung von PayPal, Amazon Payment sowie der „klassischen“ Zahlungsart Rechnung. Außerdem kann die Integration einer Online-Zahlungsart als Maßnahme zur Senkung von Kaufabbrüchen (bis zu rund 14 % weniger) dienen.

SEPA-Lastschrift – Bedeutung für Kunden und Unternehmen

SEPA ist die Abkürzung für Single Euro Payments Area, zu deutsch: Einheitlicher Euro-Zahlungsverkehrsraum. Dieser setzt sich aus den 27 EU-Staaten, den Ländern Norwegen, Island, Liechtenstein, Monaco sowie der Schweiz zusammen. Die SEPA verändert den bargeldlosen Zahlungsverkehr. Die bisherigen nationalen Zahlungsarten Überweisung und Lastschrift werden zum 1. Februar 2014 abgeschaltet. Unternehmen müssen bis dahin ihren Zahlungsverkehr und ihre Buchungssysteme SEPA-tauglich machen. Privatpersonen haben noch bis zum 16.2.2016 Zeit.

Die wichtigsten Veränderungen:

  • Kontonummer und Bankleitzahl werden ersetzt durch IBAN (International Bank Account Number) und BIC (Bank Identifier Code). (BIC nur noch bis zum 16.02.2016)
  • Pre-Notification: Händler müssen den Kontoinhaber 14 Tage vor Abbuchung mit dem genauen Abbuchungstermin und Betrag informieren, können aber abweichende Zeiträume vereinbaren.
  • Der Verwendungszweck ist limitiert auf 140 Zeichen
  • Vorlagefrist: Die ersten Lastschriften müssen fünf Tage, nachfolgende Lastschriften zwei Tage vor der Abbuchung bei der Bank vorgelegt werden; diese Frist soll noch auf einen Geschäftstag verkürzt werden

Bedeutung für Unternehmen

  • Jedes Unternehmen braucht eine sogenannte Gläubiger-ID (Identifikationsnummer), die bei der Bundesbank beantragt wird
  • Technische Format-Änderungen, wie zum Beispiel die Verwendung des XML-Zahlenformats nach ISO 20022.

Eine weitere wichtige Änderung war, dass eine Lastschrift nur als autorisiert gilt, wenn der Kunde das SEPA-Mandat schriftlich unterzeichnet. Das diese Regelung den Todesstoß für die beliebte Zahlungsart Lastschrift bedeutet hätte, ist ohne jeden Zweifel. Nach neuestem Stand hat die Deutsche Kreditwirtschaft diese Entscheidung revidiert. Somit ist die Erteilung eines SEPA-Lastschrift-Mandats auch ohne die schriftliche Unterschrift des Kunden gültig.

Für Unternehmen ist es höchste Zeit, sich mit SEPA auseinanderzusetzen. BITKOM hat hierzu einen hilfreichen und interessanten Leitfaden konzipiert, in dem detailliert beschrieben wird, wie Unternehmen ihre Buchungssysteme SEPA-tauglich machen.

Zahlungsarten – auf den richtigen Mix kommt es an

Um den Kunden beim Online-Kauf die nötige Sicherheit und den nötigen Komfort bieten zu können, kommt es auf den richtigen Zahlungsarten-Mix an. Denn schön längst dominieren nicht mehr nur die klassischen Zahlungsverfahren. PayPal ist nach dem Kauf auf Rechnung die beliebteste Zahlungsart der Deutschen. Auch Bezahlung via Amazon profitiert aufgrund der starken Marke, die hinter dieser Zahlungsart steht. Ob die Beliebtheit der Lastschrift durch die SEPA-Einführung beeinflusst wird, bleibt abzuwarten, doch bisher erfreut sich die Lastschrift ebenfalls großer Beliebtheit auf Kundenseite.

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Jens Martin Baumgartner