Facebook-SEO: Sinn und Unsinn

02.09.2011 von Matthias Finke

Suchmaschinenoptimierung (SEO) bezieht sich heutzutage fast ausschließlich auf Google. Mit etwa 90% Marktanteil des Suchriesen mag das berechtigt sein, allerdings gibt es im Internet derzeit einen zweiten Player, der – wenn auch nicht primär dafür bekannt – Suchergebnisse liefert, die beachtet werden sollte. Facebook, das soziale Netzwerk der Stunde, vermischt in seiner Suchengine verschiedene Faktoren, die man nutzen kann, um mit der eigenen Seite für Schlüsselbegriffe zu ranken.

Dabei gibt es verschiedene Ansätze, die ausführlich diskutiert werden. Einige dieser Ansätze setzen auf vonGoogle bekannte Prinzipien und empfehlen SEO-Texte in der Info-Spalte der Facebookpräsenz, die auf die gewünschten Keywords optimiert sind. Auch dass die Unternehmensseite so vollständig wie möglich ausgefüllt wird, inbesondere inklusive Impressum und Kontaktdaten (dies allein aus rechtlicher Sicht), sollte eine Selbstverständlichkeit sein und wird niemanden verwundern, der sich bereits mit Suchmaschinenoptimierung auseinandergesetzt hat.

Facebook-SEO für soziale Suche

Es ist kein Geheimnis, dass Googles Suchalgorithmen zunehmend soziale Faktoren beachten, wenn man mit seinem Konto angemeldet ist. Google+ hat diesen Effekt verstärkt und es ist wohl Googles Ziel, mit einer Nutzerdatenbank wie der von Facebook Suchergebnisse so weit wie sinnvoll möglich zu individualisieren. Diese Nutzerdaten sind nun bei Facebook bereits vorhanden, und das in einer ausgezeichneten Vernetzung der User untereinander. Eigentlich ist der erste Aspekt der Facebook-Suche also logisch: Was deinen Freunden gefällt, gefällt sicherlich auch dir!

Damit wären individuell relevante Suchergebnisse ohne viel Aufwand sichergestellt. Bei steigender Vernetzung, und weil einem Nutzer im Laufe seines digitalen „Lebens“ immer mehr Seiten „gefallen“, benötigt die Facebook-Suche allerdings weitere Parameter um zu gewährleisten, dass die Suchergebnisse auch über persölnliche Vorlieben hinaus – vermeiden wir das Wort „objektiv“ – relevant sind. Dies geschieht über „Erwähnungen“.

Erwähnungen als Backlinks

Google-Optimierung legt zurecht großen Wert darauf, von möglichst vielen unterschiedlichen Domains Links zu erhalten, die – so die Theorie – zu einer Aufwertung der eigenen Webpräsenz führen. Im öffentlich nicht einsehbaren Trust Rank nimmt die Anzahl, und immer mehr auch die Qualität, solcher Backlinkseinen hohen Stellenwert ein. Übertragen auf Facebook, gibt es zwei Möglichkeiten: Einerseits, wie oft eine Seite geteilt wird, was in recht geringem Maße passiert. Und zum zweiten, wie oft eine Seite mittels des „@“-Zeichens erwähnt wird. Facebook generiert im Post des Nutzers einen Link zur so angesprochenen Seite und zeigt außerdem den Post auch auf der jeweiligen Facebookseite selbst an.

Unternehmensseiten, die andere Seiten so „ansprechen“, profitieren also auf verschiedene Weise: Die eigenen Präsenz wird belebt, und erscheint zudem an einer zweiten relevanten Stelle. Wird die eigene Präsenz so verlinkt, hat steigert das ihre netzwerkinterne Relevanz und führt darüber zu höheren Platzierungen in den Suchergebnissen für Keywords, die im Post enthalten waren.

Facebook vs. Google, wieder einmal?

Dass Facebook damit dem Konkurrenten Google Konkurrenz macht, ist unwahrscheinlich. Abgesehen davon, dass Facebook nur die Suche von Facebook-Seiten und -Profilen ermöglicht, wo Google das gesamte WWW mit seinen Crawlern abgrast, muss man sich die Frage stellen: Welcher Nutzer sucht über Facebook ohne bereits zu wissen, was er finden will? Die Facebook-Suche fungiert zum Auffinden von Seiten, deren Vanity-URL einem entfallen ist, aber die man bereits kennt, zum Auffinden von Events, zu denen man bereits eingeladen wurde um die Teilnahme zu bestätigen oder zum Suchen von Personen, die man im „Real Life“ kennen gelernt hat oder mit denen man bereits befreundet ist. Kaum ein Nutzer kommt auf die Idee, nach „Chinesisches Restaurant Bremen“ zu „facebooken“, zumal auf diesem Feld wieder Google mit seinen „Places“ die Nase vorn hat.

Auch dies ist aber nur eine Momentaufnahme. Voraussagen haben sich im schnellebigen World Wide Web zu oft als Unsinn herausgestellt und sollen daher an dieser Stelle ausbleiben, nur so viel: Beide Unternehmen besitzen großes innovatives Potenzial und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ist nicht dafür bekannt, sein Unternehmen auf der Stelle treten zu lassen. Den ersten Angriff, den Google auf dem Gebiet der sozialen Netzwerke bereits geführt hat, wird er kaum unerwidert lassen.

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Matthias Finke